Geschichte von Leiben

Die erste Nennung von „Leiben“ könnte möglicherweise in das Jahr 1113 gesetzt werden, als Markgraf Leopold III. dem neugegründeten Stift Klostrerneubirg Schenkungen in „Pyrboum“ (Bierbaum) und „Lupan“ (Leiben?) machte. Bald darauf wurde dem Stift auch „Autenthal“ (Eitental) übergeben, das bis zur Aufhebung der Grunduntertänigkeit im Jahre 1848 in dessen Besitz blieb.

Da sich zu dieser Zeit die Schriftlichkeit vor allem bei weltlichen Herrschaften n Im 15. Jahrhundert wurden die Leibener Besitzungen unter dem kroatischen Edelmann Andreas Krabat von Lappitz und seinem Sohn Ulrich ausgebaut. 1531 wurden die Herrschaften Weitenegg und Leiben vereinigt und der Sitz der Weitenegger Herrschaft nach Leiben verlegt. 1590 umfasste die Herrschaft Leiben etwa 200 untertänige Häuser, die ausschließlich auf das südliche Waldviertel konzentriert sind.

Doch kaum durchgesetzt hatte, also kaum Urkunden aus der Anfangszeit der Besiedelung vorliegen, erfolgte die erste schriftliche Überlieferung eines Ortsnamens gewöhnlich eine geraume Zeit nach Anlage der Siedlung. Dies darf auch im Falle von Leiben angenommen werden.

Leiben   - Dkfm. H. Tautermann

In diesem Ort können von 1196 bis 1332 die „Ritter von Leiben“ festgestellt werden. Bereits vor ihrem Erscheinen, möglicherweise in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, dürfte die älteste Anlage einer Burg an der Stelle des heutigen Schlosses angenommen werden. Die Burg diente also den Rittern zu Leiben als Sitz und war Mittelpunkt ihrer „Herrschaft“, d. h. eines Gebietes, wo sie Rechte über Grundbesitz und Untertanen besaßen.

1338 kam die Burg an den Landesfürsten, des Herzogs von Österreich, der die Burg und die damit verbundenen Besitzungen zu Lehen vergab, zB an die Ritter von Fritzelsdorf. Da die Verleihung als Lehen dem Landesfürsten keine Geldeinnamen brachten, wurde die Herrschaft Leiben in der Folge von dem in Geldnot geratenen Landesfürsten als Pfandgut vergeben.

In einer Urkunde von 1473 wurde die Herrschaft nicht mehr als Lehen, sondern als „frei-eigen“ bezeichnet, was bedeutete, dass der Landesfürst seine Rechte als Lehensherr aufgab und die Herrschaft Leiben frei verfügen konnten.

Die Herrschaft Leiben erhielt erst im 17. Jahrhundert ein eigenes Landesgericht, das 1786 durch Vereinigung mit Pöggstall wieder eben dorthin verlegt wurde, wo heute noch die Folterkammer zu bewundern ist.

Schloss Leiben - W.Raidl

Von 1617 bis 1659 wurde unter Geyer von Osterburg die Burg durch einen Um- und Neubau zum Schloss Leiben mit der heutigen Gestalt um- und ausgebaut. 1738 erhielten die Herren von Fürnberg die Herrschaft Leiben. Diese vereinigten seit 1772 die Herrschaft Leiben-Weitenegg, Pöggstall und Zelking in einer Hand, besaßen also ein ausgedehntes Herrschaftsgebiet.

Oberst Josef Edler von Fürnberg war in Leiben für die Errichtung der Schlosstaverne, des Meierhofes, des „Forsthauses“ und der Hofmühle verantwortlich. Anstelle eines Eisenhammers und einer Mühle entstand unterhalb des Schlosses eine Papierfabrik (die spätere Textilfabrik). Außerdem ließ er die Pfarrkirche Ebersdorf renovieren und den dortigen Pfarrhof errichten. Diese Betriebsamkeit trieb ihn jedoch in die Verschuldung, sodass er seine riesigen Besitzungen 1796 an die k.k. Familiengüter-Direktion verkaufen musste. Kaiser Franz I. war also nun Besitzer der Herrschaft und nutzte seine neuen Erwerbungen auch als Sommerfrische. In Leiben erinnert die „Kaiseraussicht“ heute noch an seine Aufenthalte in seinem Leibener Anwesen.

Nach Zusammenbruch der Monarchie wurde der Habsburgerische Familienfonds aufgelöst und 1919 dem Kriegsgeschädigtenfonds zur Verwaltung übergeben. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Güter den neu geschaffenen österreichischen Bundesforsten übergeben. Von diesen erwarb die Gemeinde 1989 das Schloss mit dem Meierhof.

Nun zur Ortschaft Leiben selbst:

1513 wurde das Dorf Leiben auf Bitten des Inhabers der Herrschaft Leiben, Ulrich von Krabat von Lappitz, von Kaiser Maximilian I. zum Markt erhoben. Damit wurden die Bewohner zu „Bürgern“. Mit dem Marktprivileg war auch die Verleihung eines Jahrmarktes am St. Ulrichstag (4. Juli), eines Wochenmarktes an einem Mittwoch und eines Wappens verbunden. Das Markterhebungsdenkmal unterhalb des Gemeindeamtes präsentiert sich im übrigen seit 1988 in neuem Glanz. Gewöhnlich brachte ein Marktprivileg der Gemeinde und ihren Bewohnern mehr Unabhängigkeit gegenüber den Grundherrn und der Ortsobrigkeit, doch war der Ort wohl zu klein, um mehr Rechte durchzusetzen. Die Herrschaft Leiben blieb weiterhin die bestimmende Kraft im Ort.

 

Ortschaft Leiben - © Gemeinde Leiben

 

Nach der Revolution von 1848 war das feudale Zeitalter, die Zeit der Grundherrschaften, endgültig vorbei. Die „Bauernbefreiung“ und die damit verbundene Grundablöse machte die „Untertanen“ zu frei verfügenden Besitzern ihres Grundes ohne persönliche Bindungen. Außerdem schuf der Staat in dieser Zeit die Verwaltungsstellen der untersten Ebene, nämlich die freien, politischen und selbstgewählten Gemeinden. Bereits 1850 wurden in Leiben die ersten Gemeinderäte und der damalige Marktrichter Kaufmann F. Nunhart zum Bürgermeister gewählt.

Nach der Verwaltungsreform von 1868 wurde das heutige Gemeindegebiet dem Gerichtsbezirk Persenbeug zugeordnet, der wiederum der Bezirkshauptmannschaft Amstetten.

Seit 1924 ist Leiben mit elektrischem Strom versorgt. Bis die NEWAG, die spätere EVN, das gesamte Stromnetz übernahm, erhielt ihn der Ort vom Sägewerk bei Weitenegg. Durch den Bau einer Wasserleitung 1954 bis 1955 wurde die Trinkwasserversorgung gewährleistet.

1869 wurde die allgemeine Schulpflicht gesetzlich festgesetzt. Die Leibener Kinder besuchten in früherer Zeit die Lehener Volksschule, doch mit zunehmendem Wachstum des Marktes wurde der Wunsch nach einer eigenen Schule laut. Diese wurde am 7. September 1952 feierlich eröffnet. Der Ausbau zu einer vierklassigen Volksschule mit Turnsaal erfolgte in den Jahren 1999/2000.

Unter dem Herrn von Fürnberg entwickelte die Herrschaft Leiben einen ausgedehnten Wirtschaftsbetrieb. Der riesige Meierhof erinnert noch an die ehemals bedeutende Land- und Viehwirtschaft, die um 1900 jedoch aufgegeben wurde.

Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts beteiligten sich die Herrschaftsinhaber auch an der aufkommenden Schafzucht, von der der Name „Schafgraben“ herrührt.

Die ersten Gewerbetreibenden, die in unserem Ort festzustellen sind, waren 1670 erwähnte Fleischhacker. Im 19. Jahrhundert können in Leiben Schuster, Schneider, Zimmerleute, Tischler, Viehmeier, Müller, Binder, Schlosser, Weber und Ziegelschlager festgestellt werden.

Im Jahre 1850 gab es nur einen Greißler, die Zahl der Gemischtwarenhandlungen und Lebensmittelgeschäfte stieg an. Mit dem „Greißlersterben“ reduzierte sich ihre Zahl bis heute auf die einen Kleinmarkt der Firma Bachler. Das Gastgewerbe übte lange Zeit nur die Herrschaft in der Schlosstaverne aus, bis am Ausgang des 19. Jahrhunderts zwei weitere Gasthäuser eröffnet wurden.

Ebenfalls unter Fürnberg entstand 1792 bis 1794 die Papiermühle unterhalb des Schlosses. Durch den Verkauf der Herrschaft gelangte auch die Papiermanufaktur 1797 in die Hand der staatlichen k. k. Familiengüterdirektion, die sie weiterverkauften. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde jedoch der Betrieb eingestellt und hoffte durch die Erzeugung von Teppichen auf mehr Erfolg. Nach erfolglosem Betrieb kaufte die Firma M. Geyer & Söhne aus Linz im Jahre 1888 die Gebäude und errichtete eine Schafwollspinnerei und Wirkwarenfabrik.

 

Fa. Geyer - J. Steiner

 

Die Fabrik, die auch Filialen mit Handstrickmaschinen betrieb, überdauerte die Krisenzeiten der beiden Weltkriege und expandierte vor allem nach 1945. Die Werkshallen wurden umgebaut, die Lagerhäuser vergrößert und modernisiert sowie die „Hofmühle“ ebenfalls zu Lagerzwecken erworben. 1954 erbaute die Firma Werksiedlungshäuser beim heutigen Kindergarten. So entwickelte sich Leiben seit dem Ende des 19. Jahrhunderts von einem landwirtschaftlich dominierten Ort zu einer Arbeitersiedlung. Heute bestehen in der Katastralgemeinde nur mehr wenige landwirtschaftliche Betriebe. Die Firma Geyer musste jedoch 1993 den Betrieb einstellen. Als „Ersatz“ wurden die Betriebsansiedelungen der Firma NK (1995) und Winter (1998) auf dem neuen Betriebsgebiet gefördert.

Folgende Bürgermeister haben die Gemeinde Leiben verwaltet:

1850 – 1855  Kaufmann F. Nunhart   (Früherer Marktrichter)
1855 – 1867  Kremser Franz   (Wirtschaftsbesitzer)
1868 – 1876  Hora Robert   (Papierfabrikant)
1877 – 1900  Meyer Ernst Bindermeister  (Ehrenbürger)
1900 – 1936  Reschenhofer Anton Gastwirt   (Ehrenbürger)
1936 – 1945  Rupp Johann   (Wirtschaftsbesitzer)
1945 – 1965  Kelb-Geyer Hermann Fabrikant  (Ehrenbürger)
1965 – 2000  Hochstöger Anton Gastwirt  (Ehrenbürger) 
2000 – 2013  Karlheinz Spring, ÖBB-Bediensteter (Ehrenbürger)
2013 – 2016  Franz Raidl, ÖBB-Bediensteter